Fototipps
Langzeitbelichtung: Geeignet für jeden Städtetrip
Der Begriff Langzeitbelichtung beschreibt eine Kameraverschlusszeit von mehreren Sekunden bis hin zu mehreren Minuten. Sie dient dazu, Bewegungsabläufe festzuhalten oder um schwache Lichtquellen maximal zu nutzen. Städte sind voller Motive, die sich mit Langzeitbelichtungen zu fotografieren lohnen. Mit ihr können turbulente Orte bildlich gesehen noch "lauter" und aufregender wirken. Sie kann aber auch genutzt werden, um Ruhe ins Bild zu bringen. Mithilfe einer Langzeitbelichtung können Sie Menschen aus dem Foto "verschwinden" oder Tausende Lichter erstrahlen lassen.
Langzeitbelichtungen eignen sich gut, um eine unruhige Umgebung zu beruhigen, wie hier das Beispiel des Schlosses Chillon zeigt. Aufgrund des bewölkten Himmels und sehr welligen Wassers wirkte der Anblick zunächst sehr unruhig, das Schloss hob sich nicht besonders schön vom Hintergrund ab. Durch eine Belichtungszeit von circa 45 Sekunden wirkt das Wasser auf dem Bild dagegen sehr glatt und die Wolken ziehen sich lang. Der Effekt: Das Schloss rückt automatisch in den Fokus der oder des Betrachtenden.
Nützliche Tipps für die Langzeitbelichtung
- Sie können jede Kamera verwenden, die eine manuelle Einstellung von Belichtungszeit und Blende erlaubt. Selbst die meisten Smartphones sind in der Lage dazu.
- Verwenden Sie ein Stativ, um die Fotos nicht zu verwackeln. Zu Not geht es auch mit anderen unbeweglichen Unterlagen wie Mauern, jedoch wird dadurch die Perspektive eingeschränkt.
- Benutzen Sie den Selbstauslöser – denn selbst die kleine Bewegung beim Auslösen des Fotos kann zur Verwackelung des Fotos führen.
- Erst nach einigem Ausprobieren werden Sie die genauen Einstellungen kennen. Das kann ein paar Versuche dauern, aber auch der Weg zum Foto ist spannend und macht Spaß.
- Für Langzeitbelichtungen am Tag benötigen Sie einen sogenannten Neutraldichtefilter (ND-Filter). Er ist wie eine Sonnenbrille für die Kamera, da das Foto ansonsten überbelichtet wird.
- Der Bildstabilisator sollte ausgestellt sein, da sonst die Kamera minimale Bewegungen auszugleichen versucht, wodurch das Foto verschwimmen kann.
Bei diesem Foto ist die Straßenbahn als sich bewegendes Objekt unscharf, wohingegen die Stadt drum herum klar und deutlich zu sehen ist. So entsteht eine besondere Dynamik im Bild und lässt dieses sehr lebendig wirken. Dafür genügt eine nicht allzu lange Belichtungszeit, etwa im Bereich einer 30tel-Sekunde. So bleibt die Straßenbahn noch als solche erkennbar.
Städte sind voller Leben und besonders an bekannten Orten ist man selten allein. Zum Glück lassen sich mit Menschenmengen spannende Effekte erzeugen. Mit einer verhältnismäßig kurzen Langzeitbelichtung verschwimmen Bewegungen, die gehenden Menschen sind jedoch gerade noch als solche erkennbar. Werden die verschwommenen (weil bewegten) Figuren mit einer unbewegten Person kombiniert, ergibt dies ein ausdrucksstarkes und dynamisches Bild, durch dessen Betrachtung das hektische Treiben des Stadtlebens sehr gut nachempfunden werden kann. Bei diesem Foto haben wir die Verschlusszeit auf 0,8 Sekunden eingestellt.
Ein sehr beliebtes Motiv bei der Fotografie mit Langzeitbelichtungen sind Straßen und Autobahnen bei Nacht. Die Lichter der Autos ergeben nämlich eindrucksvolle Streifen, die sich über die ganze Straße zu ziehen scheinen. In Kombination mit der Skyline einer Großstadt wird das Bild noch spannender. Je weniger die Straße übrigens befahren ist, desto länger sollte belichtet werden, um möglichst schöne Lichtstreifen zu erhalten.
Bei diesem Foto des Schlosses Moritzburg in Sachsen haben wir mehrere Minuten belichtet und auf diese Weise ein Bild erzeugt, das ganz anders aussieht als die Realität. Eigentlich war es ein windiger, sehr bewölkter Tag und das Wasser unruhig. Durch die sehr lange Belichtungszeit wird das Wasser jedoch so geglättet, dass eine Spiegelung erscheint. Auch die Struktur der Wolken wirkt optisch verändert, wodurch das ganze Foto wesentlich ruhiger erscheint.
Technik-Tipp:
Es muss nicht immer das große schwere Stativ sein. Für eine Städtereise eignet sich auch perfekt ein kleines flexibles Stativ, welches sich zum Beispiel um Geländerstäbe klemmen lässt oder auf Mauern stehen kann. So sparen Sie jede Menge Gewicht.
Technik-Tipp Feuerwerk
In vielen Städten gibt es zu besonderen Anlässen wie einem Nationalfeiertag ein Feuerwerk. Per Langzeitbelichtung lassen sich auch diese wunderschönen Effekte über der Stadt einfangen. Dafür bietet sich meist eine Belichtungszeit von etwa 15 bis 30 Sekunden mit entsprechender Blende zwischen 8 und 10 an. Wie so oft, gilt auch hier: Probieren sie es einfach aus! Jede Kamera ist anders und die Lichtbedingungen variieren.
Eine Metrostation als Foto-Location? Wir sagen: unbedingt ausprobieren, denn hier gibt es tolle Möglichkeiten für ein spannendes Spiel mit der Belichtung. Die Bewegung von ein- oder vorbeifahrenden Bahnen kann in Kombination mit einer still stehenden Person super genutzt werden, um ein dynamisches Foto zu erzeugen.
Technik-Tipp Graufilter:
Sollten Sie einen Graufilter verwenden, fokussieren Sie das Objekt vorher manuell und stecken oder schrauben Sie erst dann den Graufilter auf das Objektiv. Durch einen Graufilter zu fokussieren, ist wesentlich komplizierter als ohne!
Nun sind Sie für Ihre nächste Städtereise bestens vorbereitet. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren unserer Tipps!
Ihre Annika und Mathias Koch
Sie haben Lust auf weitere spannende Fototipps für Ihre nächste Städtereise? Annika und Mathias zeigen Ihnen in Teil eins vielfältige Motivideen für verschiedene Tageszeiten, Spieglungen und besondere Ausblicke. In Teil zwei geht es um Motivideen für Regentage und unterschiedliche Jahreszeiten.